Was für ein aufregender Tag für die junge Kombiniererin Anna Jäkle
vom Skiteam Schonach-Rohrhardsberg. Am Dienstag startete sie beim Testevent
der Nordischen Kombination der Frauen im Rahmen der Junioren-
Weltmeisterschaft(JWM) im schweizerischen Kandersteg. Die Reise zur JWM
begann für Anna mit einer knapp vierstündigen Anfahrt schon am Samstag. Nach
einer Verschnaufpause am Sonntag, absolvierte sie ihre ersten Sprünge auf der
Schanze (HS74) am Montagmittag. „Meine Probesprünge waren richtig gut“,
analysierte die 14-Jährige. Im Anschluss ging es zum offiziellen Training auf die
Loipe, die in unmittelbarer Nähe zur Schanze lag. „Die Strecke ist unglaublich
hart und hat viele anspruchsvolle Abfahrten“, stellte sie nach ihren ersten
Laufkilometern fest. Am selben Abend um 18 Uhr wurde die JWM der Nordischen
Kombination durch die Eröffnungsfeier offiziell gestartet. Anna Jäkle war dort mit
ihren deutschen Teamkamderadinnen Jenny Nowak (SC Sohland), Marie Nähring
(SK Winterberg) und Sophia Maurus (TSV Buchenberg).
Am Dienstag war es soweit: das Testevent der Nordischen Kombination stand auf
dem Programm. Zur Unterstützung ist extra eine Delegation aus Schonach
angereist, um Anna bei dieser Premiere zu unterstützen. Marius Kaiser, Benita
Hansmann, Heidi Spitz und die Eltern Martina und Hansjörg Jäkle durften
miterleben, was es heißt bei einer JWM starten zu dürfen. Vor allem Papa und
Olympiasieger im Team, Hansjörg Jäkle, gab seiner Tochter die letzten Tipps vor
ihrem Wettkampf.
Um 12 Uhr startete die Premiere mit einem Probedurchgang, der für Anna noch
durchwachsen lief. Mit ihren 59 Metern landete sie in der Probe nur im Mittelfeld,
was aber kein Problem war, denn der Wertungsdurchgang stand noch bevor. Das
35-köpfige internationale Starterfeld zeigte anschauliche Sprünge. Aber auch
Jäkle, die mit ihrem Geburtsjahrgang 2003 zu den jüngsten im Feld gehört, zeigte
einen hervorragenden Sprung. Im Gegensatz zum Probesprung steigerte sie sich
vor den Augen der Schonacher Delegation um 10,5 Meter auf 69,5 Meter. Dies
bedeutete zwischenzeitlich für sie: Rang eins und ein Platz in der Leadersbox, wo
die ersten Fotografen auf sie warteten. Nur die sprungstarken Ayane Miyazaki
(Japan), Lisa Hirner (Österreich) und Jenny Nowak aus dem eigenen Lager zeigten
einen noch weiteren Satz als Anna Jäkle. „Unglaublich, wo sie diesen Sprung
wieder hergeholt hat. Ich weiß gar nicht, wie sie das immer macht“, überraschte
sich Mama Martina Jäkle. Mit 38 Sekunden auf die Spitze und vier Sekunden auf
Platz drei startete die junge Kombiniererin auf die 1,66 Kilometer Loipe, welche
sie dreimal zu bewältigen hatte. Schon in der ersten Runde verkürzte sie den
Abstand auf Platz zwei und drei. Durch ihre ausgezeichneten alpinen Fähigkeiten,
meisterte Jäkle die rasanten Abfahren so gut, dass sie ihre vorderen
Konkurrentinnen aus Japan und Österreich einholen und in einer engen Kurve
sogar überholen konnte. Zwischenzeitlich Rang zwei. Nur noch ihre Kolleginnen
aus dem eigenen Lager wurden für Anna Jäkle gefährlich. Marie Nähring stürmte
von Startplatz neun in der letzten Runde an Jäkle vorbei. Doch kurz vor dem Ziel
bog Nähring falsch ab und wurde disqualifiziert. Die Bahn war frei für Anna Jäkle,
die sich nur der 15-jährigen Jenny Nowak geschlagen geben musste. Die Sächsin
landete einen Start-Ziel-Sieg in Kandersteg. „Damit hätte ich gar nicht gerechnet,
dass ich zweite werde“, sagt sie und schaut fassungslos zu ihren stolzen Eltern.
Direkt nach dem Rennen, gab die Neuntklässlerin ein Interview auf sehr gutem
Englisch für das Fernsehen. Es muss ein ungewohntes Gefühl für die
Schonacherin gewesen sein, eine solch große mediale Aufmerksamkeit zu
bekommen. Im Anschluss gab es im Zielbereich die Flower-Ceremony – umjubelt
von der Schonacher Delegation. „Nach einem tollen Sprung hat Anna einen super
Lauf hingelegt. Das war einfach stark. Der zweite Platz war schon eine
Überraschung“, lobte der baden-württembergische Landestrainer Thomas Krause,
der auch vor Ort war. Über die Facebook-Seite des Skiteams gab es durchweg
positive Reaktionen und Glückwünsche. Teamolympiasieger Hans-Peter Pohl geht
sogar schon einen Schritt weiter. Er schrieben: „Bravo Anna. Olympia 2022!“.
Olympia scheint dabei gar nicht so abwegig. „Die Mädels haben sich super
präsentiert. Das IOC überlegt sich sogar, diese Wettkampfform bei Olympia
aufzunehmen“, so der Vorsitzende des Exekutivkomitee Nordische Kombination
der FIS, Horst Hüttel.